Zehnzeiler

Lippstadt & das vierhundertdreizehnte Gedicht

Lippstadt Kirche

Brave not brave enough

"Erlaubt mir, Durchlaucht, Eure Lippen zu küssen!"
(Mich deuchte, da vorher mal fragen zu müssen ...)

Im Rouge ihrer Scham fand sie zögernd den Mut
Sie fuhr sich gespannt durch das Haar und sprach: "Gut,
Dies sei Euch gewährt:
Wir vereinen die Münder für zwei, drei Sekunden!
Es scheint zwar verkehrt, doch den Irrtum wohl wert
Denn im wohligen Schauder soll vieles gesunden."

Irritiert starrt' ich nun auf den wartenden Mund, denn:
"Sorry, ich meinte die Lippen da unten!"

- Mehr Gedichte zu Sex und Erotik -

Bad Neustadt & das vierhundertzwölfte Gedicht

Bad Neustadt Marktplatz

Kleinstadtmärchen

Es lehrten die Gebrüder Grimm:
Ein Zwischentief ist nicht so schlimm!
Scheint's auch vor Unrecht randgefüllt
Von purer Bosheit vollgemüllt ...
Du musst es leiden ohne Schuld -
Ergib dich nie der Ungeduld!

Erst wenn du wohldurchlitten bist
Erlöst man dich per Happyend
Wie's in den Märchen Sitte ist
Die jeder zur Genüge kennt

Stuttgart 2016 c & das dreihundertachtundneunzigste Gedicht

Schiller-Denkmal Stuttgart

In Stuttegart

Wie gern hab ich in Stuttegart
'Ner stutendoofen Nutte zart
Zum Start die Stube klar geputzt
Des Gartens Rasen grad gestutzt
Und dann statt wie gewohnt in bar
Bestanden, dass sie heute gar
Nichts zahlen müsste
Worauf sie mich arg artig küsste!
Denn Stuttegart lädt dazu ein
Mal gutartig statt stur zu sein

Hölderlin & das dreihundertachtundsechzigste Gedicht

Altstadt Tübingen.

Altstadt Tübingen.

Der Hölderlin

Ach, hol dich doch der Hölderlin!
Du Hasenheld auf Heroin
Willst prompt 'ne grade Linie zieh'n?
Bist grad vier Wochen trübnisclean!

Denk dir, ich habe kein Christkind geseh'n!
Und wenig Verbindliches ist im Entsteh'n ...
Warst du nicht viel zu häufig hier
Als nicht gebuchtes Musketier?
Unsre Niederschlagsmenge schluckt kein Kokain!

Schon holt er dich, der Hölderlin ...

Anse Intendance & das dreihundertvierundfünfzigste Gedicht

Süd-Mahe

Mit dem Seychie-ÖPNV Richtung Anse Intendance und Anse Takamaka.

50 Shades of Green

Nach Takamaka mit dem Tata
Vollgepacktes Brummgeratter
Anse an Anse ans andre Ende
Pflanzenparadiesgelände
Gleißend grüßt türkis das Meer ...

Doch überwiegt das Grün so sehr
In Üppigkeit und Wachtumsdrang
Dass mir bei seinem Anblick bang
Ist, ob man da sogar als Mann
Vom Hinseh'n schwanger werden kann

Touristendeck & das dreihunderteinundvierzigste Gedicht

Mit der Lakana Be 3 auf dem Tsiribihina

Für zweieinhalb Tage auf dem Tsiribihina. Eine Chaiselongue nebst Zelt als Sonnenschutz auf das Dach eines Bootes zu bauen, ist ein schöne Idee. Dort zu liegen, weckt seltsame Gedanken.

King of Africa

Ich bin der King of Afrikanu
Und lächle meiner Zukunft zu
Grins' schaisselonget vom Sonnendeck
Und praktizier' den Wonnencheck

Lass mir ein schmackhaft Hühnchen köpfen
Ein Schalentier vom Flussbett schöpfen
Derweil die Sonne maßvoll brennt
Und mich als Herrscher anerkennt

Ich nuschle straff mein "Salam'!" und "Veloma!"
Ich, King of Durchfahrt - und jetzt herrsch' du ma!

Das madagassische "o" wie in dem dem deutschen "Tschüss!" entsprechenden "Veloma!" wird wie ein "u" ausgesprochen.

Offroad light & das dreihundertvierunddreißigste Gedicht

Chamäleon

Kurze Lemurenpause. Mit einem Vertreter der großen anderen Tiergruppe der Insel. Und einem Text zu einer gewohnten Situation: durch ein fremdes Land brettern zu Songs weit hinterm Verfallsdatum. Funktioniert sogar mit Ace of Base.

Secondary Road

Nie haben UB40 sich besser in die Landschaft geschmiegt
Als im stiebend verwehenden Pistenstaub
Red Red Wine, der in Schlaglöchern taktvoll versiegt
Und wir ruckeln mit ihm, gesäßmuskeltaub

Selbst Shakira ist ganz Mama Africa
Und plädiert für ein ewiges 2010
Wir pflügen mit ihr durch die Zebu-Schar
Bitten hupend Geflügel zu Seite zu geh'n

Wir sind vom Grounddreck fast erfasst
Beseelt, wie gut der Soundtrack passt

Abu Dhabi V & das dreihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Skyline Abu Dhabi

Abu Dhabi

Ich senke meine sanften Zähne
In den warmen Hals der Gazelle
Ich schmecke Blut und hör Gegähne
Das ich mit scheuem Zorn bebelle

Wir finden in keiner der Welten zusammen
Und scheinen doch aus selbem Sande zu stammen
Wir entkamen dem Nirgends und kamen so weit
In den endlosen Fluren der Vorläufigkeit
Doch stets zeigt sich ein neuer Berg
Erleuchtet von 'nem Feuerwerk

Lummenfelsen & das dreihundertsechzehnte Gedicht

Lummenfelsen

Am Lummenfelsen

Ein Klippengrat als Landebahn
Für flatterhafte Gleitartisten

Sie tauchen mit 'nem Affenzahn
In Abgründe, die sie benisten

Ihr präzisionsgeschliffner Blick
Zwinkert souveränst grazil:

"Und schau mal jetzt: Ich schwebe!" - schick!
Wir selbst belämmern unsern Stil

Als 'ne klobige Masse, in den Ketten der Zeit
Lässt uns jeder König der Lüfte verstummen

Doch nicht unsre Demut - es taufte der Neid
Sie Basstölpel und Trottellummen

Drückfahrt & das zweihundertsiebenundachtzigste Gedicht

Blumenmeer am Grazer Hauptbahnhof

Idylle am Grazer Hauptbahnhof. Später wurde es ungemütlicher.

Der Zuggereiste

Die von Platznot befohlene Sitzposition
Lähmt mir alle Glieder von Anbeginn schon
Verfinstert mir seither das Dasein per Dauer
Und blinzelt gerissen zum dräuenden Aua!

Die despotische Herrschaft des Unausgestreckten!
Der aus Muskelfleisch tränende Drang nach Bewegung ...
Diese fiese Gewalt am in Ketten gesteckten
Körper in regungslos tauber Erregung
Der in die Polster rückenschwitzt
Als Plattgedrückter grollt. Und sitzt.

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